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Heute bilden die beiden am Langebach nahe beieinanderliegenden Orte Ordorf und Dudeldorf eine Zivilgemeinde. Doch in jedem der beiden Ortsteile steht eine Pfarrkirche: St. Martin in Ordorf und St. Maria in Dudeldorf. Eine Martinskirche dürfte in Ordorf schon in fränkischer Zeit errichtet worden sein, noch bevor das ganze Gebiet östlich der unteren Kyll zwischen Schleidweiler und Ordorf - der Überlieferung nach durch König Dagobert I. (+ 639) - an das Trierer Frauenkloster Oeren-St.Irminen kam. Im Bereich der Tauf- und Mutterkirche St. Martin gründete diese Frauenabtei, die Maria zur Patronin hatte, neue Kirchen mit dem Marienpatrozinium. Eine solche Marienkirche dürfte vor dem Jahr 1000, als Kaiser Otto III. den Oerener Besitz dem Erzbischof von Trier zugestand, schon in Dudeldorf entstanden sein. Sie löste sich in der Folgezeit von der Martinskirche in Ordorf und stieg zur eigenständigen Pfarrkirche auf.
Dudeldorf wird als Duodelonis villa schon 815 und 973 erwähnt. Kurz vor 1200 sind zwei Burgen der Grafen von Vianden in Dudeldorf bezeugt. Von einem Pastor in Dudeldorf ist 1226 die Rede. Der Ort gehörte zur Grafschaft Luxemburg. Als Landesherr verlieh König Johann der Blinde von Böhmen aus dem Haus Luxemburg Dudeldorf 1345 die Stadtrechte. Reste der Befestigungsmauer und zwei Stadttore erinnern bis heute daran.
Über die kirchlichen Verhältnisse erfahren wir erst anlässlich der Visitation 1569/70 Näheres. Wie in Metterich gab es damals auch in Dudeldorf Zweifel, ob die Kirche eine völlig selbstständige Pfarrkirche sei, oder ob sie eher als Filialkirche von Speicher zu gelten habe. Wie in einer Pfarrkirche wurden aber in Dudeldorf alle Sakramente gespendet. In der Kirche standen drei Altäre. Drei Kelche und eine Monstranz waren vorhanden. Alles war aber in ziemlicher Unordnung, da die Kirche zur Zeit der Visitation ohne Seelsorger war. Der Pastor von Speicher klagte darüber, da er sich für Dudeldorf verantwortlich fühlte. Er beanspruchte den in Dudeldorf tätigen Vikar ernennen zu dürfen. Zu seinem Unterhalt musste er ihm jährlich drei Malter Brotfrucht liefern. Die ungeklärte Abhängigkeit von Speicher hatte in der Seelsorge keine Auswirkungen, da der Priester an der Marienkirche von Dudeldorf seinen Dienst in dem Stadtrechtsort ohne Filialen wie ein Ortspfarrer versah.
Hinsichtlich der Bestellung des Pastors gab es in Dudeldorf im 17. und 18. Jahrhundert ein im Bistum Trier einzigartiges Gewohnheitsrecht: Die Pfarrei wählte den Pfarrer. Jeder Haushalt hatte bei der Wahl eine Stimme, der Herr der Burg zwei. Im Besitz der Herrschaft Dudeldorf war zuletzt (seit 1586) die Adelsfamilie Braun von Schmidtburg. Durch Wahl wurde als letzter Geistlicher Johann Jakob München, der spätere legendäre „Speicherer Här” zum Pfarrer seines Heimatortes Dudeldorf bestellt. Er wirkte dort von 1794 bis 1808. Als ehemals luxemburgischer Ort kam Dudeldorf 1802 zum Bistum Metz. In der Zeit der französischen Administration (1794-1814) war Dudeldorf Hauptort des gleichnamigen Kantons. Die Kantons-Pfarrkirche befand sich aber in dem größeren Ort Speicher. Dudeldorf war Sukkursalpfarrei und kehrte nach der Wiedererrichtung des Bistums Trier in den heutigen Grenzen (1821) zum Bistum Trier zurück.
Um diese Zeit gehörte die Pfarrei zum Dekanat Kyllburg. Seit 2013 ist Dudeldorf Teil der Pfarreiengemeinschaft Speicher im Dekanat Bitburg.
Am 1. Januar 2023 erfolgte die Aufhebung der Pfarrei Dudeldorf und ein Zusammenschluss mit der neu errichteten Pfarrei Speicher St. Peter und Paul. Die Pfarrkirche verliert mit der Errichtung der neuen Pfarrei Speicher St. Peter und Paul zum 1. Januar 2023 ihren Rang als Pfarrkirche und wird Kirche der neu errichteten Pfarrei Speicher St. Peter und Paul im pastoralen Raum Bitburg. Die Kirche behält ihren Patronatsnamen und ihr Kircheninventar.
Die heutige Pfarrkirche „Maria Königin” wurde in neugotischem Stil 1909/10 erbaut (Architekt Heinrich Renard, Köln). Vom Vorgängerbau blieb nur der spätmittelalterliche Turm erhalten. In den Hochaltar von 1926 wurde ein Tabernakelaufbau aus dem Jahre 1747 eingefügt. Bischof Michael Felix Korum konsekrierte das Gotteshaus am 4. Juni 1917.
Literatur:
Ph. de Lorenzi, Pfarreien, I, S. 307f.; F. Pauly, Kyllburg-Bitburg, S. 137-143; M. Berens, Kirchen und Kapellen des Bitburger Landes, S. 37f.; E. Lutsch, Dudeldorf, Trier 1991; A. Heinz, Pastor München, in: HK Bitburg-Prüm 1976, S. 141-143. Kirchliches Amtsblatt Nr. 224 v. 25.08.2022
Foto:
Johannes Blum